Categories
General

Landtagsanfrage zu Femi(ni)ziden in Sachsen und Leipzig

In zwei Kleinen Anfragen an die Landesregierung, konkret das Sächsische Staatsministerium für Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, erfragte die Abgeordnete Juliane Nagel (DIE LINKE) den Standpunkt und das Wissen der sächsischen Staatsregierung zum Thema Femi(ni)zide¹.

Zugleich erfragte sie, wie viele Frauen jeweils innerhalb und außerhalb von Paarbeziehungen in Sachsen im Zeitraum von 2010 bis Oktober 2020 getötet wurden. Die Anfrage und ihre Antwort sind unter folgenden Link einsehbar: Kleine Anfrage der Abgeordneten Juliane Nagel (DlE LINKE), Drs.-Nr.: 7/3707, Thema: Feminizide in Sachsen.

Die zweite Anfrage basierte auf der ersten und nahm die Stadt Leipzig in den Fokus: So sollte die Staatsregierung aufführen, wie viele Frauen² jeweils innerhalb und außerhalb von Paarbeziehungen in der Stadt Leipzig seit 2011 bis November 2020 getötet wurden, wobei nach Jahr und dem Straftatbestand aufgeschlüsselt werden sollte. Die Antwort auf diese Anfrage ist hier abrufbar: Kleine Anfrage der Abgeordneten Juliane Nagel (DlE LINKE), Drs.-Nr.:7/4588, Thema: Nachfrage zu Drs. 7/3707: Feminizide in Sachsen

Für die Stadt Leipzig lässt sich festhalten, dass zwischen 2011 und August 2020 insgesamt mindestens 24 Frauen im Zuge männlicher Gewalt starben:

  • 13 Frauen wurden ermordet (gem. §211 StGB)
  • sieben Frauen wurden totgeschlagen (gem. §212 StGB)
  • vier Frauen starben durch Körperverletzung mit Todesfolge (§227 StGB).

In den meisten Fällen kannten sich die Opfer und Tatverdächtigen bzw. Täter:

  • In fünf Fällen waren sie bekannt/befreundet.
  • In je zwei Fällen waren es ehemalige Partnerschaften oder Partner nichtehelicher Lebensgemeinschaften.
  • In drei Fällen waren es die EhepartnerIn jeweils einem Fall die Eltern, die Kinder, sonstige Angehörige oder es bestand eine formelle soziale Beziehung in Institutionen, Organisationen und Gruppen.

In vier Fällen bestand keine Beziehung zwischen Opfer und Tatverdächtigen; in drei weiteren ist es aktuell ungeklärt und in einem wurde keine Angaben gemacht.


Fußnote

¹ Mit Femizid (femicide) bezeichnet Diana Russel geschlechtsbasierte Morde von Männern an Frauen. Der Begriff wurde vor allem in der lateinamerikanischen Debatte aufgegriffen und weiterentwickelt. So zum Beispiel von Lagarde y de los Rios, die mit der Verwendung des Begriffs Feminizid (feminicidio) auf die staatliche Verantwortung hinweist. Beide Begriffe sind auch zentraler Ausgangspunkt sozialer Bewegungen. Wir haben uns entschieden, mit der Schreibweise Femi(ni)zid beide Begriffe aufzugreifen, um die Debatte und Diskussion um Begriffsbestimmung anzudeuten.

² Von Frauen anstatt FLINT*-Personen schreiben wir hier, da die Antworten auf die Kleinen Anfragen sowie die Statistiken, auf die sie beruhen, von einer binären Geschlechterkonstruktion ausgehen. Zugleich werden in diesen Statistiken Trans*frauen unsichtbar gemacht, indem sie der Kategorie „männliche Opfer“ zugeteilt werden.