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Offener Brief an die “Alte Börse”- keine Plattform für Abtreibungsgegner!

Sehr geehrter Herr Heinzig, sehr geehrte Frau Etzold,

mit großer Verwunderung haben wir wahrgenommen, dass der „Bundesverband Lebensrecht” in Ihren Räumlichkeiten der „Alten Börse” am 30.04. einen Fachtag abhalten wird (vgl. https://www.bundesverband-lebensrecht.de/wp-content/uploads/sites/42/2022/03/FACHTAGUNG-7.pdf#).

Der Bundesverband Lebensrecht ist eine Dachorganisation, die die wichtigsten Anti-Choice-Gruppierungen**, also Vereine und Organisationen die sich gegen sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung einsetzen, vereint.
Die selbsternannte „Lebensrechtbewegung” ist in den 1970er Jahren entstanden und versucht durch verschiedene Tätigkeitsfelder, ihre antifeministischen Forderungen unter die Menschen zu bringen. Das Ziel dieser Organisationen ist, ungewollt Schwangeren den Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch zu verwehren. Sie sind Gegner der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen. Neben dieser Tätigkeit treten Akteur*innen dieser Bewegung durch Queerfeindlichkeit und Bestrebungen, die Rechte von LGBTIAQ*-Personen einzuschränken, auf. Der Bundesverband Lebensrecht organisiert auch den jährlich in Berlin stattfindenden „Marsch für das Leben”.

Der Bundesverband Lebensrecht vereint 15 Mitgliedsorganisationen aus ganz Deutschland. Einer ihrer Vorstandspersonen ist Prof. Dr. Paul Cullen, der auf dem bei Ihnen abgehaltenen Fachtag auch als Referent auftreten wird. Prof. Dr. Cullen ist neben seinem Engagement gegen notwendige medizinische Versorgung auch durch pandemieleugnende und verschwörungsideologische Inhalte aufgefallen. Genaueres können Sie unter folgendem Artikel einsehen: https://www.asta.ms/aktuelles-layout?id=125

Ein weiteres Vorstandsmitglied des Bundesverband Lebensrecht ist Hartmut Steeb, welcher in der Vergangenheit auch auf seiner Facebook-Seite einen Post der AfD geteilt hat (vgl. Screenshot 1, zuletzt geprüft am 19.03.2022). Weiter hetzte er gegen die sogenannte „Gender-Ideologie”, ein Kampfbegriff, der unter anderem von Rechtskonservativen benutzt wird, um den regionalen Vorschriften gemäße sexuelle Bildung an Schulen zu verhindern (vgl. Screenshot 2, zuletzt geprüft am 19.03.2022). Interessante Informationen zu genderbezogenem Antifeminismus finden Sie beispielsweise hier, bei der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/259953/gender-und-genderwahn-neue-feindbilder-der-extremen-rechten/).

Als feministische Vereine, Gruppen und Organisationen fordern wir, dass Vereine wie der Bundesverband Lebensrecht keine Plattform in städtischen Einrichtungen Leipzigs bekommen, denn diese Organisation richtet sich gegen sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung, teilt LGBTIAQ*-feindliche Inhalte und antifeministische Ideologien.

Unterzeichnende:

ein feministisches Recherchekollektiv
AG-Lisa Leipzig. Die Linke
Antisexistischer Support Leipzig
Bellis e.V.
chronik.LE
Conne Island
fantifa Leipzig
Feministische Bibliothek MONAliesA
fem*powerment
Frauenkultur e.V. Leipzig
keine mehr Leipzig
Naturfreundejugend Leipzig
Outside the Box, Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik
translib – ein communistisches labor

** Die Anti-Choice-Bewegung besteht aus Abtreibungsgegner*innen und richtet sich gegen Schwangerschaftsabbrüche und damit gegen das Recht von Frauen auf eine Wahl. Die Bewegung erweitert ihre Themen auf Sterbehilfe, Klonen, Pränataldiagnostik, Stammzellenforschung. Wird als Eigenbezeichnung auch Lebensrechtsbewegung, Pro-Life oder Lebensschutzbewegung genannt. vgl. https://www.belltower.news/lexikon/anti-choice-bewegung/

Screenshot 1

Screenshot 2

Weitere Informationen zu der Organisation finden Sie hier:

https://www.gwi-boell.de/de/2017/02/17/vorsicht-lebensschuetzer
https://www.fr.de/panorama/lebensschutz-rechten-namen-christi-10964059.html
https://www.apabiz.de/thema/bundesverband-lebensrecht-e-v/

„Marsch für das Leben“: Nationalismus in christlichem Gewand