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Stellungnahme des Conne Island zur Berichterstattung der LVZ

Im Folgenden dokumentieren wir die Stellungnahme des Conne Island zur Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung über den Prozessbeginn wegen eines Übergriffs während des HGich.T-Konzerts am 27.12.2019. Dieser Stellungnahme schließen wir uns an.

Stellungnahme des Conne Island zur Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung über den Prozessbeginn wegen eines Übergriffs während des HGich.T-Konzerts am 27.12.2019

– Wut und Entsetzen über die voyeuristische Berichterstattung der Leipziger Volkszeitung
– Unverständnis über fehlende Empathie und Solidarität für Betroffene
– Unterstützung von Betroffenen sexueller Übergriffe muss im Fokus des Gerichtsprozesses stehen

Der am 10.09.2020 in der Leipziger Volkszeitung erschienene Artikel „18-Jährige im Conne Island vergewaltigt: Bandmitglied schweigt“ von Frank Döring hinterlässt uns entsetzt und wütend. Eine derart reißerische und voyeuristische Berichterstattung über den Prozessbeginn wegen einer Vergewaltigung während des Auftrittes des Bandkollektivs HGich.T am 27.12.2019 ist empörend und verstörend.

Die zunehmende mediale Berichterstattung über Sexualstraftaten an sich ist zu begrüßen. Sie trägt dazu bei das Thema sexuelle Gewalt zu enttabuisieren und als gesellschaftliches Problem wahrzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe. Sie trägt in entscheidendem Maße zur öffentlichen Meinungsbildung bei und hat mitunter massive Auswirkungen auf die Betroffenen. Darum gilt es eine sensible und respektvolle Haltung den Betroffenen gegenüber einzunehmen. Deren Intimsphäre und Schutzinteressen zu wahren, um weitere psychische Belastungen zu verhindern sollte dabei selbstverständlich sein.

Das Abdrucken der detaillierten Schilderungen des Tathergangs in der Leipziger Volkszeitung zeugt von grober Ignoranz gegenüber der Betroffenen. Wir bezweifeln, dass das Informationsinteresse der Öffentlichkeit gegen die Interessen der Betroffenen sorgsam abgewogen wurde. Für den Umgang mit sexuellen Übergriffen und die Berichterstattung darüber bedarf es eines Mindestmaßes an Empathie; vor allem muss in jedem Fall die Perspektive der Betroffenen berücksichtigt werden. Dies scheint Frank Döring nicht verstanden zu haben.

Sein unangemessen sensationeller Bericht bedient lediglich die Sensationsgier und den Voyeurismus der MedienkonsumentInnen. Der Bericht hat es nicht nur verfehlt einen adäquaten Beitrag zur öffentlichen Debatte über sexuelle Gewalt gegen Frauen beizutragen, den Fokus der Schilderungen auf die entscheidenden Faktoren für das kriminelle Verhalten des Täters zu legen und damit auch strukturelle Ursachen aufzudecken. Er eröffnet geradezu den Raum zur Verharmlosung bzw. zur Relativierung der Verantwortung des Täters. Medienberichterstattung kann ebenso traumatisierend sein, wie eine Tat selbst.

Das Conne Island verweist auf seine Stellungnahme vom 08.01.2020, in der bereits klar gemacht wurde, warum eine Schilderung wie die der Leipziger Volkszeitung überflüssig und falsch ist. Dies gilt auch über den beginnenden Prozess hinaus sowie für andere Fälle von sexuellen Übergriffen.