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Wut und Trauer angesichts von Feminizid in Leipzig-Lindenau

Am Abend des 06.01.2022 haben wir am Lindenauer Markt einen Gedenkort eingerichtet, und ein stilles Gedenken abgehalten, um an die Frauen zu erinnern, die im Jahr 2021 durch Männer ermordet wurden – weil sie Frauen sind.

In Deutschland waren das im vergangenen Jahr wieder weit über 100 Fälle, in denen Frauen von ihren (Ehe-)Männern, (Ex-)Partnern, Vätern, Söhnen, Nachbarn ect. ermordet wurden. Gewalt an Frauen nimmt kontinuierlich zu. Aufgrund von Corona und der damit einhergehenden Lockdown-Situation stiegen die ohnehin schon hohen Zahlen noch einmal an.

Der letzte bekannt gewordene Feminizid in Leipzig fand am 28. Dezember im Stadtteil Lindenau statt. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen Bekannten der Frau, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet. Die Staatsanwaltschaft geht von Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Nachbar:innen und Bekannte haben in der Nähe der Wohnung der ermordeten Frau bereits einen Ort der Trauer eingerichtet.

“Der hier geschehene Mord ist Ausdruck der tödlichen Gewalt gegen Frauen, die von Männern ausgeht. Diese Gewalt ist eingebettet in patriarchale Kontroll- und Dominanzmuster, die Teil der geschlechtlichen Sozialisation sind. Das Problem ist Männlichkeit und eine tief verankerte hierarchische Beziehung zwischen den Geschlechtern und betrifft damit die gesamte Gesellschaft”, so Caroline Dalibor, Sprecherin der Gruppe “#KeineMehr”-Leipzig.

“Da bei den meisten Feminiziden die ermordeten Frauen ihre Täter kannten – wie auch bei dem Frauenmord in Lindenau im Dezember – wird die Gewalt immer noch zu oft in einem vermeintlich privaten Bereich von persönlichen Beziehungen verortet und damit die Tür offen gelassen, der ermordeten Frau eine Mitschuld an ihrem Tod zu geben. Das ist falsch. Jeder einzelne Feminizid geht uns alle an. Deswegen gedenken wir mit Trauer und Wut jeder Frau, die uns genommen wurde”, so Caroline Dalibor.